Acker, Ackerland, Agrarraum, Agglomeration, Areal, Boden, Feld, Fläche, Flächentransfer, Erholungsfläche, ökologische Ausgleichsfläche, Biodiversitätsförderfläche, Flurbereinigung, Gebiet, Erholungs- und Freizeitgebiet, Naherholungsgebiet, Gelände, Grundstück, Gürtel, Handlungsraum, Handlungsfelder, Verkehrsinsel, Land, Bauland, Kulturland, Landreserven, Landschaft, Landschaftsausschnitt, Landschaftsbild, Landschaftsqualität, Landschaftsleistung, Landschaftsdienstleistungen, Ökosystemdienstleistungen, Landschaftsfunktionen, Landschaftsmanagement, Landschaftsinventar, Bilderbuchlandschaft, Kalenderbildlandschaft, Naturlandschaft, Kulturlandschaft, Erholungslandschaft, Alltagslandschaft, Stadtlandschaft, Zersiedelung der Landschaft, Umgang mit der Landschaft, Bundesinventar von Landschaften und Naturdenkmälern von nationaler Bedeutung, Kapital Landschaft, planungsungebauter Raum, räumliche Entwicklung steuern, räumliches Leitbild, raumwirksame Sachpolitik, Erlebnisraum, Restwasser, Restwasserstrecke, Region, Metropolregion, Wiese, Zone etc.[1] Diese Begriffe stammen aus Fachzeitschriften wie Anthos, dem Schweizer Bauer, GAIA und aus der Neuen Zürcher Zeitung. Die Ausdrücke entstammen weiter dem Sprachgebrauch an Fachtagungen zum Thema Landschaft. Die lose Sammlung soll ein breites epochentypisches Wortfeld abstecken, innerhalb dessen im Zeitraum von 2010- 2012 in Fachkreisen und im Laiendiskurs über Landschaft gesprochen wird.
Eine systematische wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Sprache, in der wir uns über Landschaft und Natur verständigen, findet bis heute kaum statt. Damit ist ein zentrales Medium, mit dem wir Landschaft gedanklich erfassen, sie erforschen und über ihre politische Bedeutung streiten, aus dem Blick gerückt.
Sollte uns dieser Umstand nicht alarmieren? Unsere Lage gleicht der eines Gärtners oder einer Gärtnerin, die über ihre Arbeitsgeräte nicht nachdenken, weil sie ihnen vertraut erscheinen und wie selbstverständlich in der Hand liegen.
Das Projekt «Sprachkompass» will diese Lücke schliessen. Hinter ihm steht ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis, das mit dieser Website eine Informationsquelle und ein Forum für Interessierte schafft. Der Sprachkompass richtet sich an Forscherinnen und Planer, Politikerinnen und Politiker, will aber auch Laiinnen und Laien, Bürgerinnen und Bürger ansprechen.
Der Sprachkompass stützt sich auf Methoden der Diskurslinguistik, die in den letzten Jahren entwickelt wurden. Er will zur Sprachreflexion anregen und soll als Orientierungsmittel im Umgang mit der Sprache über Natur und Landschaft dienen. Warum Wissen über Sprache für einen umsichtigen Umgang mit der Natur wichtig ist, stellen wir im Folgenden vor.
Die bereitgestellten Texte zu einzelnen Begriffen sind als work in progress zu verstehen. Sie sollen in der Zusammenarbeit mit den Leserinnen und Lesern erweitert und bereichert werden. Kommentare und eigene Beispiele sind von allen willkommen, die sich mit Ihrer E-Mail-Adresse identifizieren und den Sprachkompass Landschaft und Umwelt konstruktiv bereichern bzw. kritisieren wollen.
Der Sprachkompass bietet diese Inhalte und Rubriken:
Den direkte Zugang zu den behandelten Begriffen und den Theorieteilen finden Sie im Menu (oben).
Ob wir Landschaft als "Raum", "Fläche", "Ressource" oder "Landschaftsbild" bezeichnen, ist entscheidend für die Art und Weise, wie wir Landschaft wahrnehmen und wie wir mit ihr umgehen. Nach dem diskurslinguistischen Sprachverständnis können wir uns einer objektiven Sichtweise auf die Landschaft einzig annähern, wenn wir uns von solchen Einzelperspektiven lösen. Aus einer beweglichen Aussensicht kann es uns gelingen, die Einzelperspektiven als gewählte Sichtweisen in ihrer spezifischen Eigenart zu erkennen. Sprachreflexion kann uns die Stärken, aber auch die blinden Flecken einzelner Sichtweisen aufzeigen (Warnke 2013, 79). Aus der gewonnenen Aussensicht wird der Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Perspektivierungen frei und ein mehrperspektivischer Blick auf den Gegenstand Landschaft möglich. In Anlehnung an unser Kreismodell (Abb. 1) nennen wir die so beschriebene bewegliche Aussensicht aus der Metaposition eine Position der Umsicht. Sie erlaubt uns eine einkreisende Annäherung an den Gegenstand Landschaft.
Nicht selten sind mit sprachlichen Perspektiven auch Ansprüche gesellschaftlicher Gruppen oder bestimmter Fächer gebunden. Wie kaum je zuvor treffen heute im begrenzten Raum der Schweiz zahlreiche gesellschaftliche Ansprüche aufeinander, die sich mit unterschiedlichem Erfolg durchsetzen können. Eine innerstädtische Brache ist für Architekten ein "Verdichtungsraum", für Ökologinnen ein "Biotop" und für Stadtplaner eine "Erholungsfläche". Wo sich Sichtweisen derart unterscheiden, kann Sprachreflexion eine Aussenposition schaffen, die einen Vermittlungsstandpunkt anbietet.
Es zeigt sich auch, dass Akteure, die den Handlungsinteressen unterschiedlichr Perspektivierungen folgen, sich untereinander entweder oft nicht verstehen - aneinander vorbeireden - oder sich für einander nicht interessieren (Backhaus et al. 2007, 109). Offenkundig ist ferner, dass sich in der gesellschaftlichen Praxis einzelne Perspektivierungen durchsetzen, während andere verdrängt oder in dominante umgemünzt werden. Sprachreflexion kann also auch Formen sprachlicher Dominanz und Macht aufdecken.
Die Chancen des Sprachkompasses sind damit erkannt: Er kann unterschiedliche Akteure darin unterstützen, sich aus den Einschränkungen und Denkzwängen einzelner Zugänge zu lösen und Wege zu einer multiperspektivischen Wahrnehmung der Landschaft aufzeigen.
Welchen Gewinn verspricht ein multiperspektivischer Umgang mit der Landschaft, der auf Sprachreflexion baut?
Je mehr Perspektiven Landschaftsakteuren - sei dies in der Forschung oder Planung, im Bauwesen, im Naturschutz, der Politik etc. - theoretisch zur Verfügung stehen, desto besser dürfte es gelingen,
Im gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Landschaft kann der Sprachkompass so als ein Orientierungsmittel dienen, indem er unterschiedliche Akteurgruppen zur Reflexion der eigenen sprachlichen Mittel anleitet, sie durch diese Blickweitung in ihrer Zusammenarbeit unterstützt (Schiewer 2013) und zu neuen und anderen Perspektiverungen anregt. Durch die Stärkung der Sprachbewusstheit kann der Sprachkompass so einen Beitrag leisten zu einer integralen Wahrnehmung der Landschaft und darüber hinaus zu einer integralen Landschaftspolitik, wie sie wegweisend die «Landschaftsstrategie» des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) aus dem Jahr 2012 einfordert (BAFU 2012).
Ansätze zu einer Multiperspektivtät zeichnen sich heute in den sog. partizipativen Planungsverfahren ab, in denen die Wahrnehmung unterschiedlicher Interessensgruppen (etwa der Anwohner, Vertreter der öffentlichen Verwaltung, Bauleute, Architekte, Ingenieure und Naturschützer etc.) in die Landschaftsplanung einbezogen werden (Wissen Hayek/Gret-Rêgamey 2010; Backhaus et al. 2007; Simmen/Walter 2007). Solche Aushandlungskonflikte im Spannungsfeld zwischen Indiviuum, Gesellschaft, Politik und Natur sind heute als Herausforderungen erkannt. Dass dabei ein komplexer multiperspektivischer Ansatz unerlässlich ist, kommt symptomatisch in der Schlussfolgerung des Agglomerationsprogramms des Zürcher Oberlandes zum Ausdruck: Diese fordert, raumplanerische Massnahmen seien künftig »von der Landschaft aus zu denken” (Hotz 2011).
Hand aufs Herz: Beissen Sie lieber in einen Apfel oder in ein Agrarprodukt? Ruhen Sie sich lieber auf einer Wiese aus oder auf einer Erholungsfläche? Geniessen Sie lieber eine Aussicht oder eine Landschaftsdienstleistung? Führen Sie lieber ein Stück Entrecôte zum Mund oder das Leichenteil eines Tiers?
Die Beispiele zeigen, dass es durchaus darauf ankommt, welche Wörter wir wählen, wenn wir uns über Dinge verständigen. Alle hier paarweise verglichenen Ausdrücke sind in gewisser Weise richtig, sie beleuchten dieselbe Faktenlage, allerdings auf unterschiedliche Weise.
Auffällig ist nur, dass uns diese Gerichtetheit der Wörter gewöhnlich nicht auffällt, weil wir ihnen in getrennten Zusammenhängen, etwa in einem Alltagsgespräch oder einem Fachtext, begegnen. Deshalb sind wir uns meist auch nicht bewusst, dass wir mit dem Entrecôte auch ein Leichenteil essen, dass eine schöne Aussicht auch eine Landschaftsdienstleistung sein kann. Wir sind meist blind dafür, dass Wörter die Dinge nicht umfassend, sondern in gewisser Weise, im Licht einer bestimmten Haltung und bestimmter Interessen darstellen. Fehlt der Vergleich, glauben wir uns mit den Wörtern meist gleich bei den Dingen. Wir sind in Benennungsroutinen befangen, die uns glauben machen, dass die Dinge so sind, wie man sie situationsgemäss benennt. Kurz: Wir schenken den Wörtern Vertrauen und akzeptieren sie. Dass Sprache unser Verständnis von Wirklichkeit mitprägt, wird uns dabei nur selten bewusst.
Solches Sprachvertrauen ist die Voraussetzung jeder funktionierenden Kommunikation. Lesen wir die Zeitung, eine Gebrauchsanweisung, einen Reiseführer oder eine wissenschaftliche Abhandlung, so vertrauen wir darauf, dass uns die Sprache zu den beschriebenen Gegenständen führt. Unser Vertrauen bestätigt sich, wenn wir das in der Gebrauchsanweisung beschriebene Gerät anschliessend bedienen können und die im Reiseführer genannte Kirche am entsprechenden Ort finden. Solches Sprachvertrauen bestimmt den Normalfall menschlicher Zusammenarbeit und Kommunikation. Wir könnten unseren Alltag nicht bewältigen, würden die Wörter nicht eine direkte Brücke zwischen sprachlichen Äusserungen und der Wirklichkeit schlagen. Wir müssen darauf vertrauen können, dass die Sprache mit ihren Wörtern und Sätzen ein verlässliches Bild der Wirklichkeit wiedergibt (vgl. Gardt 2013, 35-36).
Die eingangs genannten Beispiele nähren allerdings Zweifel, ob dieses Sprachvertrauen berechtigt ist. Die Gegenüberstellungen zeigen, dass die Sprache eine eigentümliche Brechung in unsere Wahrnehmung einführt. Im Wechsel vom einen zum anderen Ausdruck wird deutlich, dass sich Wörter wie filternde Brillen zwischen uns und die Wirklichkeit schieben und die benannten Gegenstände in ein bestimmtes Licht tauchen, ja sie in gewisser Weise erzeugen. Die Sprachbrillen prägen die aussersprachliche Wirklichkeit, führen Gliederung und Bewertung in das Wahrgenommene ein. Ein Entrecôte erscheint den Fleischessern und Fleischesserinnen als ein schmackhaftes Stück Fleisch, das den Appetit anregt. Dem deutschsprachigen Ohr verbirgt es elegant seine Herkunft vom Tier («Zwischenrippenstück»). Es verleiht unserem Umgang mit ihm eine Aura von französischem savoir vivre. Ganz anders das tierische Leichenteil. Das Wort schlägt uns die Herkunft des Entrecôtes schonungslos um die Ohren. Das Fleisch auf unserem Teller verwandelt sich in ein ekelerregendes Objekt, das getötete Tier wird uns vor Augen geführt. Das Nebeneinander der beiden Ausdrücke macht deutlich, dass Sprache nicht nur die Bahnen auslegt, in denen wir über einen Gegenstand denken und fühlen, sondern auch einen wichtigen Anteil daran hat, wie wir handeln. Im einen Fall geniessen wir (zumindest die Fleischesserinnen und Fleischesser unter uns) das Fleisch, im anderen schrecken wir angewidert davor zurück.
Das Ineinanderblenden der beiden Wörter ist deshalb erhellend, weil sich zwei Wissensbereiche verschränken, die wir gewöhnlich getrennt voneinander wahrnehmen: Speisesaal und Schlachthof. Im Vergleich zwischen dem appetitlichen Entrecôte und dem ekelerregenden Leichenteil wird uns bewusst, welche beschränkte Sichtweise die einzelnen Ausdrücke erzeugen und umgekehrt, welche Merkmale des benannten Gegenstandes sie verdecken. Im Vergleich werden uns die blinden Flecken der beiden Ausdrücke bewusst. Wir erkennen die «gegenstandsverändernde Wirkung der Sprache» (Pörksen 1994, 137). Das Zusammenschauen der beiden Ausdrücke macht uns klüger, wir erlangen ein breiteres, facettenreicheres Wissen über den fraglichen Gegenstand und erreichen so – wiederum situationsbezogen – ein ausgewogeneres Urteil über ihn. So können wir dann auch mit mehr Umsicht handeln.
Die Erweiterung hat hintergründig aber noch einen zweiten Effekt: Sie untergräbt unser Vertrauen in die Sprache, sie sät Sprachzweifel. Die Erweiterung lehrt uns, dass uns Wörter nicht selbstverständlich zu den Dingen führen und wir deshalb gut beraten sind, ihnen mit Vorsicht zu begegnen. Diese Vorsicht bedeutet zu fragen, welche Aspekte der Welt Wörter sichtbar machen und welche sie verdecken. Und weiter bedeutet sie, nach den Gründen zu fragen, warum wir in bestimmten Zusammenhängen gerade diese Wörter und nicht andere wählen.
Warum ist solcher Sprachzweifel bzw. solches Sprachbewusstsein in Bezug auf Landschaft und Natur heute von Belang? Die Frage nach einem umsichtigen und damit sachgerechten Umgang mit der Landschaft drängt sich heute mit besonderer Dringlichkeit auf. Wir sind darauf angewiesen, dass wir bei unseren sprachlichen Annäherungen an die Natur möglichst hellhörig verfahren und uns dabei so weit als möglich auch die blinden Flecken unserer sprachlichen Annäherungen bewusst machen. Dies gilt nicht nur für das Entrecôte, sondern auch für die Wiese, die Erholungsfläche, die Aussicht und die Landschaftsdienstleistung, Ausdrücke, die in ihrem jeweiligen Gebrauchszusammenhang meist unproblematisch und «unschuldig» scheinen.
Die Beispiele zeigen auch, dass Wörter Haltungen mit sich führen. Eine schöne Aussicht versetzt uns in eine Haltung zweckfreier ästhetischer Betrachtung: Wir geniessen die Landschaft. Nehmen wir dieselbe Aussicht als Landschaftsdienstleistung wahr, fragen wir uns, welchen Preis diese Landschaft hat und ob wir bereit sind, ihn zu bezahlen. Wir sehen: Wörter eröffnen neben Sichtweisen auch Haltungen, die uns bestimmte Handlungen oder Unterlassungen nahelegen.
Ein Blick in die Geschichte kann den Zusammenhang zwischen Sprache, Denken, Wissen und Handeln verdeutlichen. Unter Kulturlandschaft verstehen wir heute das Ineinanderwirken natürlicher und menschlicher Kräfte, wie wir ihm etwa in terrassierten Äckern, Gebirgsstrassen oder in Flussschlingen angelegten Städten begegnen. Das Wort Kultur geht auf das lateinische «colere» = «pflegen», «verehren», «Acker bestellen» zurück. Der römische agri-cola (der Bauer) war demnach ein «Acker-Pfleger/Verehrer», ein Begriff, der eine Haltung von Nutzorientierung und gleichzeitiger Wertschätzung gegenüber der Natur ausdrückt. Über die Jahrhunderte hat sich die menschliche Haltung gegenüber Natur und Landwirtschaft weit vom lat. Wortsinn des colere entfernt. Bis heute aber lässt sich Kulturlandschaft verstehen als ein Ineinander von natürlicher Eigendynamik (Evolution, Wachstum, Klima, jahreszeitlichem Wandel etc.) und menschlichem Einwirken auf die Natur.
Wir versetzen uns zurück in die Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts, die Zeit der Industrialisierung, in der weite Teile der Schweiz unter Armut litten und die Menschen in den Flussebenen etwa des Berner Seelandes, der Linth- und der Rhone-Ebene mit wiederkehrenden Hochwassern und in Sümpfen sich vermehrenden Krankheitserregern kämpften. Überblicken wir die Ideen, von denen sich unsere Vorfahren in ihrem planerischen Umgang mit der Landschaft damals leiten liessen, so erkennen wir, dass dieser – vereinfacht – von Schlüsselwörtern wie Sanierung, Korrektion, Melioration und Bereinigung beflügelt war. Die Verbindung dieser Leitbegriffe schuf eine Rezeptur, die unsere Vorfahren dazu anleitete, Wildnis und die bestehenden Kulturlandschaften in der Schweiz grundlegend umzubauen: Flüsse wurden begradigt, Sümpfe trockengelegt, Agrarflächen und Siedlungsflächen gewonnen, Eisenbahnlinien und Strassen gebaut. Unter dem Titel Planierung wurde die Landschaft umgebrochen, aufgeschüttet und eingeebnet. Die Folge war - stark verkürzt - eine «ausgewechselte Landschaft» (Ewald 2009). Aus einem Land, in dem um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch Armut geherrscht hatte, war hundert Jahre später ein prosperierendes Gemeinwesen geworden - in einem neuen Landschaftsgewand.
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts bahnte sich ein Umbruch an. Die Fortsetzung der Sanierungs-, Korrektions-, Bereinigungs- und Meliorationsmassnahmen zog übersehene Nebenfolgen nach sich: Die industrialisierte Landwirtschaft hatte nicht nur grössere Erträge erbracht, sie hatte auch weite, homogene Nutz- und Agrarflächen geschaffen, die die Landschaft ihres ortstypischen Charakters beraubten. Lokale Lebensräume von Tieren und Pflanzen gerieten unter Druck und drohten im dichter werdenden Netz von Verkehrswegen zu ersticken. Die Folge war ein dramatischer Rückgang der natürlichen Vielfalt, vielerorts das Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten, auch solcher, die für den Bestand der intakten Umwelt und die Menschen unentbehrlich sind (z.B. der Bienen). Wiederholt wurden auch meliorierte Landschaften von Hochwassern heimgesucht (z.B. 1976, 1987, 2005), in den Tälern richteten Erdrutsche Schäden an Verkehrswegen und Siedlungen an, deren Kosten allein 2005 die 100-Millionengrenze überstiegen.
Damit waren blinde Flecken des vorgängigen Denkens und Handelns augenfällig geworden. Schrittweise und nicht ohne Widerstand kam in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ökologische Korrekturbewegung in Gang, die bis heute andauert. Wörter wie Renaturierung und Wiederbelebung (Revitalisierung) von Flussläufen, Regenerationen von Auen verraten in ihren Vorsilben re-, dass es um ein teilweises Wiederherstellen von Lebensräumen geht. Zuvor begradigte Flussläufe erfahren nun eine Gerinneaufweitung, um der fortschreitenden Sohlenvertiefung Einhalt zu gebieten. Wo breite Auen ins Korsett enger Kanäle gepresst wurden, werden Überflutungsflächen geschaffen. Zuvor scharf voneinander getrennte Agrar- und Waldflächen in dynamische Waldränder zurückmodelliert, ökologische Ausgleichs- und Biodiversitätsförderflächen angelegt.
Auffällig an dem beschriebenen Prozess ist seine Diskontinuität, die Abfolge einer Vorwärts- und Rückwärtsbewegung, die man auch als Vorwärtsbewegung in einem veränderten Kontext sehen kann. Die Beobachtung wirft die Frage auf, warum die Betreiber der ersten Korrektion derart blind gegenüber den Nebenfolgen ihrer Handlungen sein konnten, dass die nächsten Generationen die Fortschritte von damals nun teilweise rückgängig machen müssen.
Ein Blick auf die Sprache kann Hinweise zu einer Antwort liefern. Er führt uns zurück zur Beobachtung, dass die Wahl von Wörtern auch Haltungen zum Ausdruck bringt. Solche Haltungen werden erkennbar, wenn man Wörter als Wahl kenntlich macht und sich fragt, welches Bild sie von ihrem Gegenüber, hier der Natur, entwerfen. Das Bild gewinnt Umrisse, wenn wir die einzelnen Ausdrücke in ihrem Miteinander und ihrer Metaphorik betrachten. So erkennen wir hinter den Wörtern Sanierung (von lat. sanare = heilen) und Melioration (lat. melior = besser) ein Naturbild, das Natur als etwas Krankes (als Patientin) und Verbesserungsbedüftiges (Mangelhaftes) bestimmt. Bereinigung mit ihrem Ziel der sauberen Lösung verrät ein hygienisches Ideal, das angesichts krank machender (aber nicht kranker!) Sümpfe durchaus berechtigt war. Hinter dem Ausdruck Korrektion verbirgt sich die Vorstellung, die Natur sei mit Fehlern behaftet, die man korrigieren müsse. Das Ideal demgegenüber war eine geometrisch gestaltete Landschaft, in der mäandernde Flüsse und ausufernde Flussauen als mangelhaft erscheinen mussten. Neben der Einsicht in die Nöte der damaligen Zeit (Armut, Bevölkerungswachstum, knappes Ackerland, wiederkehrende Überflutungen, Malariagefahr) springt aus heutiger Sicht die damalige Blindheit gegenüber komplexen Naturzusammenhängen ins Auge. Wir erkennen, dass unsere Vorfahren, geleitet durch ein spezifisches sprachliches Bildfeld (Verbesserung, Reinheit, Heilung), sich dazu (ver)führen liessen, ihren Handlungen ein ganz bestimmte Richtung zu geben. Dies mit den genannten Folgen, die nun die folgenden Generationen dazu veranlassen, die Korrektion korrigierend, eine Heilung des Schadens in Angriff zu nehmen.
Wir wollen mit dieser Beobachtung nicht behaupten, dass zwischen Denken, Sprache, Wissen und Handeln ein zwingender Zusammenhang, ja eine direkte Kausalbeziehung bestehe. Sie macht aber deutlich, dass Wörter Denkbahnen auslegen, die bestimmte Handlungen – und Unterlassungen – nahelegen und plausibel machen. Solche Denkbahnen werden zumindest in Umrissen erkennbar, wenn wir die Sprache genau befragen. So hätten sich die Akteure von damals fragen können, ob Bereinigung die richtige Therapieform für die «Patientin» Landschaft sei. Und weiter, ob die Natur als Ganze überhaupt als «Patientin» in Frage kommt. Das Beispiel macht deutlich, dass ein gutes Mass an Sprachbewusstsein den Handelnden hätte zeigen können, welche Folgen ihr Tun haben kann.
Deutlich wird aus diesen Beobachtungen auch, dass der gesellschaftliche Umgang mit der Natur an ein historisches Naturverständnis gebunden bleibt, das unvermeidlich blinde Flecken mit sich führt. Der historische Kontext hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhundert grundlegend verändert. Natur ist heute nicht mehr ein unerschöpfliches und bedrohliches Gegenüber des Menschen. Natur wird heute wahrgenommen als ein seinerseits bedrohter und begrenzter Teil unserer Welt, als eine verletzliche Grundlage für das heutige und das zukünftige Leben der Menschheit. Hat man der Wildnis zuvor gepflegte Gärten und Parks gegenübergestellt, so werden Reste der Wildnis heute in Parks streng beschützt, denaturierte Naturteile technisch renaturiert. Beide Haltungen gegenüber der Natur waren/sind stark gefühlsbesetzt und aus dem jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Kontext heraus schwer durchschaubar. Doch Gefühle und Werthaltungen drücken sie unvermeidlich in der Sprache aus. Mit dem Blick auf die Sprache kann es deshalb gelingen, die Voreingenommenheiten und blinden Flecken, die sie begleiten, zumindest in Teilen auszuleuchten.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass Sprache, gesellschaftliches Handeln und Institutionen, Denken, Wissen und Haltungen in einem dialektischen Zusammenhang stehen. Dies bedeutet, dass sich Sprache, Denken und Handeln in ihren Wechselwirkungen gegenseitig stabilisieren und legitimieren (vgl. Abb. 3). In ihrem Zusammenwirken erzeugen sie einen gesellschaftlichen common sense, der historisch Gegebenes und epochentypische Einstellungen als ‚natürlich’ und damit selbstverständlich erscheinen lassen (Fairclough 2015, 7f). Ihr Zusammenwirken prägt Überzeugungen und Weltsichten, die, wenn sie unreflektiert bleiben, für eine Gesellschaft ideologischen oder gar mythenähnlichen Charakter annehmen können. Grundhaltungen gegenüber der Natur wie Naturbeherrschung oder Naturschutz - wie oben dargestellt - bringen solche epochentypischen Weltsichten zum Ausdruck. [1] Theoretische Vertiefungen können in folgende Richtungen weisen: Der Soziologe Pierre Bourdieu spricht von einem soziotechnischen Habitus, in dem sich Denk-, Ausdrucksweisen und Taten verbinden. Der Mediziner und Wissenschaftstheoretiker Ludwik Fleck spricht von epochentypischen Denkstilen, die sich in einem Denkkollektiv ausdrücken (Fleck 1979). Der Philosoph Hans Blumenberg kommt zu Ergebnis, dass der implizite Gebrauch von Metaphern eine Hintergrundmetaphorik erzeuge, die in einer Gesellschaft eine mythenähnliche Funktion einnehmen kann (Blumenberg 1960). Nach Michel Foucault verbinden sich sprachliche Diskurse, gesellschaftliche Einrichtungen und Gesetze zu sog. Dispositiven, die in ihrem Ensemble Machtwirkungen erzeugen (Foucault 1978, 120).
In den Wissenschaften gelten bis heute die Natur- und Gesellschaftswissenschaften als für die Landschaft zuständig. Sie haben aus ihren fachlichen Sichtweisen wertvolle Beiträge zum Verständnis von Landschaft geleistet. [2] Während die Naturwissenschaften Landschaft als von der menschlichen Beobachtung unabhängig, substanziell Gegebenes auffassen, begreifen sie die Gesellschaftswissenschaften (Soziologie, Ökonomie) als sozialen Raum und Gegenstand der Wertschöpfung. Psychologische Ansätze beleuchten Landschaft in Bezug auf menschliches Wohlbefinden und Gesundheit (Bauer/Martens 2010). Eine systematische Auseinandersetzung mit der Sprache findet im gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umgang mit Landschaft und Natur bis heute kaum statt. In den letzten Jahren haben sich diskursanalytische Studien mit Landschaftsbegriffen in unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen auseinandergesetzt (Gailing 2012, Hokema 2013). Studien zur sprachlichen Erfassung von Landschaft existiert bisher aber erst in Ansätzen (z.B. Habscheid/Reuther 2012, Wojtkiewicz/Heiland 2012, Mark/Turk 2011, von Detten 2001, Fill 1996, 1993).
Der «Sprachkompass Landschaft und Umwelt» versucht diesem Defizit mit exemplarischen Untersuchungen zu begegnen. Er stützt sich dabei auf Verfahren, welche die Diskurslinguistik im vergangenen Jahrzehnt entwickelt hat (Bendel Larcher 2015; Warnke 2013; Spitzmüller et al. 2011). Die Diskurslinguistik erforscht, wie Sprache Sachverhalte formt, diese unserem Denken zugänglich macht und so auch gesellschaftliches Handeln anleitet. Sie versteht Sprache somit als Denk- und Handlungsmittel. Leider bleibt linguistisches Wissen dieser Art bisher meist auf germanistische Fachpublikationen beschränkt. Eine fächerübergreifende Vermittlung an die betroffenen Akteurinnen und Akteure in den naturwissenschaftlichen Fachgebieten ebenso wie an Laiinnen und Laien fehlt weitgehend (vgl. Bendel Larcher 2015, 40).
Der «Sprachkompass Landschaft und Umwelt» will eine Brücke zwischen Linguistik und gesellschaftlicher Praxis schlagen. Er will Landschaftsakteure, d.h. Forschende und Lehrende, Personen aus Planung und Politik, Landschaftsschützer und Landwirte, insbesondere aber auch die Bürgerinnen und Bürger darin unterstützen, sich der sprachlichen Mittel kritisch zu vergewissern, deren sie sich in ihrem Umgang mit Landschaft bedienen.
Auf welchen theoretischen Grundlagen und mit welchen sprachwissenschaftlichen Mitteln dies geschieht, stellen wir im Folgenden in knappen Schlaglichtern vor. In den Theorieteilen und den Begriffskapiteln werden diese vertieft.
Ob wir ein bestimmtes Gebiet als Agrarfläche, Landschaftsbild oder Biotop bezeichnen, ist nicht ohne Belang. Denn mit der Wahl eines bestimmten Ausdrucks (eines sprachlichen Zeichens[1] Ein sprachliches Zeichen ist ein Wort, das als Ausdruck in Laut- oder Schriftgestalt auf etwas Gemeintes in der Welt Bezug nimmt, dieses symbolisch repräsentiert und so gedanklich verfügbar macht.) deuten wir die aussersprachliche Wirklichkeit und erschliessen sie unserem Denken in spezifischer Weise. Der Gebrauch eines Ausdrucks bedeutet deshalb immer eine spezifische Perspektivenwahl (Felder 2009, 26, Köller 2004[2] Erkenntnistheoretisch orientiert sich der Sprachkompass u.a. an den Prämissen, die das Forschungsnetzwerk «Sprache und Wissen» an der Universität Heidelberg entworfen hat (Felder 2009 und 2013, vgl. dazu auch: www2.gs.uni-heidelberg.de/sprache02/network/).).
Perspektivisches Hinsehen auf etwas bedeutet zugleich auch Absehen und ausser Acht lassen. Jede sprachlich gefasste Perspektive muss daher auch als Abwahl anderer möglicher Perspektiven gesehen werden. Modellhaft können wir uns den Gegenstand, den wir mit dem sprachlichen Zeichen erschliessen, als Mittelpunkt eines Kreises vorstellen, von dessen Rand aus unterschiedliche, möglicherweise konkurrierende sprachliche Zugriffe auf den Gegenstand möglich sind. Den Kreisrand stellen wir uns als Summe unendlich vieler Punkte vor. Das Modell legt nahe, dass ein Gegenstand theoretisch durch eine unendliche Zahl sprachlicher Perspektivierungen erschlossen werden kann.[3] Wir verdanken die Idee zu diesem Modell Felder 2013, 17. Eine ähnliche Position nehmen Gailing und Leibenath ein (Gailing/Leibenath 2012, 97).
Sprachliche Perspektivierungen widerspiegeln auch Wahrnehmungsgewohnheiten ganzer Sprachgemeinschaften. Dessen sind wir uns in den meisten Fällen ebenso wenig bewusst wie der Wirkungen, die sie auf unser Denken ausüben. Ein Beispiel: Stellen Sie sich ein bestimmtes Stück Land im Lichte der folgenden sprachlichen Benennungen (Perspektivierungen) vor:
Linguistisch gesprochen rufen die einzelnen Wörter unterschiedlich Deutungsrahmen, sog. Frames, in unseren Köpfen auf (Ziem 2008, Wehling 2016). Wenn wir an eine Agrarfläche denken, so werden in unserem Gehirn automatisch ganze Vorratslager gespeicherter Erfahrungen aktiviert, die wir mit einer Fläche verbinden. Dazu gehört, dass man ein Fläche vermessen kann, dass sie scharfe Ränder besitzt und meist eben und gleichförmig ist. Das Wort Landschaftsbild dagegen aktiviert einen ganz anderen Frame. Es lässt an etwas Schönes denken, an Farben, Proportionen, an ein Zusammenwirken des Einzelnen mit dem Ganzen, an etwas Visuelles und Unbewegtes. Ein Biotop schliesslich ruft einen Frame mit Vorstellungen einer Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen auf, die von menschlichen Einwirkungen weitgehend unberührt ist.
Drei Perspektivierungen, drei unterschiedliche Denkzusammenhänge und eine Landschaft. Gewöhnlich übersehen wir, dass Frames auch Interessen gegenüber der Landschaft mit sich führen. So setzt ein Landschaftsbild den Betrachter bzw. die Betrachterin in eine beobachtende Haltung, denn ein Bild will man meist in Ruhe betrachten. Gefällt uns ein Landschaftsbild, so wollen wir die benannte Landschaft schützen und bewahren, wie man ein Gemälde bewahren und schützen will.
Frames sehen für die Sprachbenützerinnen und -benützer also auch bestimmte Rollen vor, die zu bestimmen Handlungen anleiten. Agrarfläche ist im Ganzen ein Wort, das Handlungen des Planens, der staatlichen Funktionszuweisung und eine bestimmte Nutzung für die Landschaft vorsieht. Es ist aber nicht aus der Sicht des einzelnen Bauern perspektiviert. Kein Bauer würde von sich sagen, er habe seinen Arbeitstag auf einer Agrarfläche verbracht.
Der Vergleich der drei Wörter zeigt: Die drei Perspektivierungen scheinen untereinander schwer vereinbar, weil sie Landschaft ganz unterschiedlich definieren. Ein Landschaftsbild, eine Agrarfläche und ein Biotop lassen sich leicht in benachbarten Räumen denken, doch kaum als Räume am selben Ort. Dies wird etwa dann deutlich, wenn wir uns fragen, ob eine Agrarfläche auch ein schönes Landschaftsbild abgeben oder ein Biotop einen Ernteertrag haben soll und kann.
Wir sehen: Frames transportieren unvermeidlich auch Haltungen und Interessen und leiten zu bestimmten Handlungen bzw. Unterlassungen an - und dies meist unbewusst. Das Wort Schädling zum Beispiel bezeichnet nicht nur ein Tier, es wirkt zugleich als Appell. Es ruft uns dazu auf, das so benannte Tier zu bekämpfen. Lernen wir dasselbe Tier dagegen als Nützling kennen, so sind wir geneigt, ihm weitaus freundlicher zu begegnen. Diese handlungsanleitende Wirkung gilt im besonderen Mass für sog. Sollenswörter, Wörter mit deontischer Bedeutung (Hermanns 1994). Ein als Opfer bezeichneter Mensch appelliert an unser Mitleid; das Wort Überschwemmungsopfer ruft implizit (und je nach Kontext) zu Spendenhandlungen auf. Solche Wörter wirken auf den Adressaten als implizite Appelle, sie flüstern ihm oder ihr ein, in Bezug auf einen Gegenstand etwas zu tun bzw. zu unterlassen.
Allgemeiner gesagt: Wissen über Landschaft ist nicht etwas, das wir als aussersprachlich Gegebenes vorfinden, es wird durch sprachliche Perspektivierungen erzeugt und vermittelt (Felder 2009, 14). Es kommt darauf an, ob wir einen gegebenen Sachverhalt etwa Lichtemission oder Lichtverschmutzung nennen, ob ein bestimmtes Bauwerk als Atomkraftwerk oder Kernkraftwerk bezeichnet wird. In der Wahl der Wörter sind grundsätzliche Vorentscheidungen über die Einschätzung einer Sache enthalten. Der Wissensvorrat der Frames lädt Wörter mit reichen Wertungen auf. In Wörtern und Sätzen verbirgt sich also viel mehr an Bedeutung, als auf ersten Anhieb zu erkennen ist.
Gewöhnlich glauben wir, mit dem Ermitteln von Daten und Fakten hätten wir die Realität in ihrer wahren Beschaffenheit erfasst. Dies ist aber nur beschränkt der Fall. Sprachliche Perspektivierungen können sich auf Gegenstände beziehen, die nach allgemein akzeptierten Kriterien gegeben sind, z. B. auf Daten wie messbare Grössen. Beispiel: Auf dieser Agrarfläche weiden 10 Kühe (vgl. dazu lat. datum = «Gegebenes»). Sie können sich aber auch auf Fakten beziehen, die intersubjektiv bestreitbar sind. Beispiel: Rindfleischproduktion beeinflusst das Klima (Vgl. lat. factum = «Gemachtes».). Streng genommen sind auch Daten von Menschen gemacht; sie setzen einen Akt der Selektion und Abstraktion voraus.[4] So muss in der Sprachgemeinschaft Einigkeit darüber bestehen, dass es eine Kategorie «Kühe» gibt und dass man Kühe addieren kann. Auch hier kommen die Frames in Spiel. Daten und Fakten begegnen uns nämlich nie isoliert, sondern immer innerhalb von Frames. Und Frames sind immer auch selektiv. Sie führen blinde Flecken mit sich. So sieht Agrarfläche vom Ästhetischen ab, und einem Landschaftsbild wird man sich nicht mit dem Interesse nähern, aus ihm einen Ernteertrag zu gewinnen. Wir sehen: Jede in Sprache gefasste Erschliessung eines Gegenstandes bleibt an das Medium Sprache zurückgebunden. Wir können daher von einer «Faktizitätsherstellung in Diskursen» sprechen (Felder Hrsg. 2013, 14-15).
In der Stadt Chur wurden 2013 unter dem Begriff Molok neu unterirdische Abfallsammler eingerichtet, die Kehrrichtsäcke aus den umliegenden Wohnhäusern aufnehmen. Das Beispiel zeigt, wie neue Gegenstände bzw. Sachverhalte nach neuen Ausdrücken rufen. Neubenennungen können wie in diesem Fall Fantasiewörter sein.
Meist werden Neologismen aus bereits bestehendem Wortmaterial gebildet. Beispiele aus den letzten Jahren sind etwa Raumentwicklung (statt Raumplanung), Biodiversitätsförderflächen (statt ökologische Ausgleichsflächen), Landschaftsleistung (statt Landschaftsfunktion) verdichtetes Bauen (statt Erhöhung der Ausnützungsziffer), Windparks (statt Windenergieanlagen). Aus linguistischer Sicht gelten solche Neuperspektivierungen als Metaphern und/oder Komposita[5] Ein Kompositum ist ein aus Wörtern («Lexemen») oder Wortbausteinen («Morphemen») zusammengesetztes Wort.. Die Sprache bietet ihren Benutzern einen Baukasten an, aus dessen begrenzter Zahl von Bausteinen theoretisch eine unbegrenzte Zahl von Wörtern erzeugt werden kann. Nehmen wir die Metaphern dazu, die mit bestehenden Wörtern neue Bedeutungen erzeugen, so vervielfacht sich diese Zahl. Dieses kreative Potenzial der Sprache ist in Bezug auf Landschaft vor allem in jenen Fällen vielversprechend, wo scheinbar unvereinbare Sichtweisen aufeinandertreffen. Beispiel: Ein Gebiet, das weder zur Stadt noch zum Land gehört, wird sprachlich als Zwischenstadt (Sieverts 1999) gefasst. Weitere Beispiele solcher Kreuzungen (oder word blendings) sind Ausdrücke wie Stadtwildnis, urban gardening, oder ungenutzte Dachflächen, die als Nutzdächer erkannt und genutzt werden. Im Verkehrswesen haben in den letzten Jahren Ausdrücke wie Umverkehr und Entschleunigung (Spiel mit Vorsilben), Langsamverkehr (Verkehr mit einem Adjektiv modifiziert) oder das Tropfenzähler-System am Gotthard (Metapher: Verkehr als Flüssigkeit) auf sich aufmerksam gemacht. Neologismen entwerfen Neuperspektivierungen, die sich in der Praxis bewähren und so später in der Sprachgemeinschaft durchsetzen können. Das Spiel mit sprachlichen Formen kann so zu neuen Sichtweisen und dem Erkennen neuer Sachverhalte verhelfen (vgl. Schubarth/Schaffter et al. 2009). Ihnen widmet der Sprachkompass daher eine besondere Rubrik.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir manche Formulierungen mit Beiwörtern wie sozusagen, quasi oder sogenannt versehen, manch andere aber nicht? Im ersten Fall tun wir dies wohl, weil wir der Treffsicherheit unseres Wortes nicht ganz trauen und ausdrücken wollen, dass, was wir sagen, nur ungefähr so gemeint ist, wie wir es sagen. Wir sind uns also der Wahl unserer Wörter und ihrer Perspektivität bewusst. In den meisten Fällen aber brauchen wir Wörter ohne einschränkende Beiwörter. Wir vergessen dabei ihr Gewähltsein und brauchen sie so, wie man sie eben gebraucht. Wir handeln also sprachvergessen. Die Beobachtung zeigt, dass sprachliche Perspektivierung meist unbewusst geschieht. Da jeder Sprachgebrauch auf den Konsens und die Gewohnheit innerhalb einer Sprachgemeinschaft gründet, wird den Sprachbenützerinnen und -benützern die einzelne Perspektivenwahl nur in Ausnahmefällen als Wahl bewusst. Diese Sprachvergessenheit bzw. dieses Sprachvertrauen kommt vor allem dann zustande, wenn eine Perspektivierung in der zwischenmenschlichen Kommunikation als unersetzbar erscheint, wenn wir also nicht gleichzeitig Alternativen zur Hand haben. Sprachvergessenheit prägt deshalb die Normalsituation jedes Sprachgebrauchs in einer Sprachgemeinschaft. Sie zeigt sich etwa darin, dass wir uns im gewohnten Kommunizieren mit den Wörtern meist gleich bei den Dingen wähnen und das Instrument Sprache, das uns zu diesen Dingen führt, dabei übersehen.[6] Die Linguistik hat für diese Sprachvergessenheit den Ausdruck «semiotische Gefangenschaft» geprägt (Felder 2009, 19). Semiotik ist die Lehre von den Zeichen und ihrer Deutung. «Sprachvergessenheit» wird in der realistischen Tradition des Sprachphilosophie auch als «Sprachvertrauen» beschrieben. Dieses beruht auf der Annahme, dass Vorstellungen von den Dingen selbst hervorgerufen werden und Wörter bloss konventionelle Zuordnungen (eine Art Etiketten) der Dinge sind (Gardt in Curse 2002-2005, 91ff). Aufgebrochen wird diese Vergessenheit etwa dann, wenn wir einen Ausdruck, wie eingangs gezeigt, bewusst einem alternativen Ausdruck gegenüberstellen. Sprachbewusstsein setzt auch ein, wenn wir einen Ausdruck, wie oben angedeutet, mit Beiwörtern wie sozusagen etc. versehen, ihn in Anführungszeichen setzen oder ihn bewusst als nicht wörtlich gemeint brauchen, z.B. in metaphorischen Ausdrücken. Aufgebrochen wird Sprachvergessenheit generell durch Sprachreflexion.
Im Folgenden stellen wir einige sprachliche Phänomene vor, die durch Sprachvergessenheit oft übersehen werden und umreissen, wie diese durch Sprachreflexion aufgebrochen werden können.
Bezeichnen wir eine Zigarette als Lungenbrötchen, so gebrauchen wir das Wort Brötchen metaphorisch. Metaphern drücken streng genommen etwas logisch Absurdes aus (vgl. Strub 1991). Brötchen kann man so wenig rauchen, wie man Zigaretten essen kann. Im gewohnten Sprachgebrauch gehören Zigaretten in den Sinnbereich Raucherwaren, die Brötchen zu den Esswaren. Die Metapher Lungenbrötchen überträgt das Wort Brötchen von den Ess- zu den Raucherwaren (vgl. gr. meta = hinüber, pherein = tragen). Wir verstehen eine Metapher, wenn es uns gelingt, Ähnlichkeiten zwischen dem Bildspender (hier dem Brötchen) und dem Bildempfänger (hier der Zigarette) zu erkennen. Zu diesen Ähnlichkeiten gehört, dass Brötchen und Zigarette klein sind, ein Bedürfnis befriedigen und wir sie gewöhnlich über den Mund in den Magen bzw. die Lunge aufnehmen. Durch die Betonung der Ähnlichkeiten werden die Unterschiede zwischen Bildspender und –empfänger in den Hintergrund gedrängt. Dazu gehört z.B., dass man Zigaretten weder kaut noch schluckt und Brötchen weder ansteckt noch raucht - und vor allem, dass Lungenbrötchen schädlich sind. Diesen Hervorhebungs- und Ausblendungseffekt (high-lighting und hiding-Effekt, Lakoff and Johnson 1980, 10-13) nennen wir die gedankenleitende Wirkung der Metapher. Metaphern organisieren so unseren gedanklichen Zugang zur Welt; sie sind nicht nur erkenntniseröffnend, sondern auch erkenntnisbehindernd (vgl. Drewer 2003, 58ff und 109ff). Metaphern schmuggeln in unser Denken eine subtile Manipulation ein, die leicht übersehen wird. Deshalb gilt den Metaphern im Sprachkompass besondere Aufmerksamkeit.
In der Sprache über Landschaft sind Metaphern allgegenwärtig. Wir finden sie etwa im Landschaftsbild (Bildspender: Malerei), dem Siedlungsgürtel (Bildspender: Bekleidung), dem Inventar schützenswerter Landschaften (Bildspender: Ökonomie), in der möblierten Landschaft (Bildspender: Wohnkultur), der baulichen Verdichtung (Bildspender: Physik), der Renaturierungsfläche (Bildspender: Geometrie) und in vielen mehr. Metaphern veranschaulichen Sachverhalte und machen sie damit leicht verständlich. Durch ihren häufigen Gebrauch verblassen sie. Das heisst, sie werden kaum mehr als Übertragungen empfunden und gelten nun als tote Metaphern (vgl. Stuhlbein, Flussbett, Talsohle etc.). Dennoch bleibt die Übertragung und damit ihre gedankenleitende Wirkung in ihnen wirksam. Ein Beispiel ist der Ausdruck Fläche, wie er uns etwa in Agrarfläche, Siedlungsfläche oder Biodiversitätsförderfläche begegnet. Die Metapher Fläche aktiviert einen ganzen Frame und damit unser versammeltes Wissen über Flächen, wie oben in Abschnitt 2.3 dargestellt. Ist der metaphorische Deutungsrahmen Fläche einmal aktiviert, so reagiert unser Gehirn wie ein bockiges Pferd. Es weigert sich, jene Fakten aufzunehmen, die nicht in diesen Rahmen passen (Wehling 2016, 34). So fehlt im geometrischen Frame das Mitdenken von Leben. Wanderrouten von Tieren ebenso wie das Wachstum von Pflanzen oder jahreszeitlicher Wandel sind im geometrischen Begriff ausgeblendet und gehen daher im Flächen-Denken über Natur leicht vergessen. Selbst dort, wo ein naturnaher Umgang mit der Natur gesucht wird, lädt der Flächenbegriff dazu ein, mit der Landschaft geometrisch und damit naturfern zu verfahren, z.B. Agrarflächen mit scharf geschnittenen Rändern zu versehen oder Dünger und Insektizide flächendeckend auszutragen.[7] Ein Ausdruck wie »naturnahe Fläche» bestätigt diesen Befund, indem er die durch die «Fläche» ausgeblendete Natur der Fläche als Attribut wieder hinzufügt. Die gedankenleitende Wirkung der Metapher wird leicht übersehen, weil die Metapher als unbegründete Behauptung daherkommt (Landschaft = Fläche), durch ihren Ähnlichkeitsbezug plausibel scheint (Landschaften sind ja in gewisser Hinsicht Flächen!) und durch ihren breiten Gebrauch als sachgerecht erscheint. Im Kapitel Metaphern erkennen und ihre gedankenleitende Wirkung durchschauen zeigen wir auf, wie Metaphern erkannt und in ihrer suggestiven Wirkung durchschaut werden können.
Metaphern können der Forschung zu neuen Einsichten verhelfen. Dies geschieht, wenn sie als Erkenntnisbrillen bisher unerkannte Eigenschaften eines Forschungsgegestandes sichtbar machen. Als Erklärungsmodelle können sie die Forschung zu vorläufigen Annahmen (Hypothesen und Modelle) führen, die durch empirische Verfahren später bestätigt oder verworfen werden. In diesen Fällen haben Metaphern eine heuristische (erkenntnisanregende) Funktion und können theoriebegründend sein (Drewer 2003, 64ff, Debatin 1996, Boyd 1993). Ein Beispiel ist die Landschaftsdienstleistung. Die neue Perspektivierung kann die Forschung dazu führen, verschiedene Dienstleistungen, die die Landschaft erbringt (z.B. ihren Erholungswert), genau zu beschreiben und schliesslich als Geldwert zu fassen. Durch ihre wissenschaftliche Erhärtung und ihren Gebrauch in einer Fachgemeinschaft können Metaphern so zu Fachbegriffen (Termini) werden. Die ökologische Nische, das ökologisches Gleichgewicht oder die Landschaftspflege sind Beispiele. Alltags- und Fachbegriffe: Von warmen und kalten Wörtern. Metaphern spielen auch in der Wissensvermittlung zwischen Experten und Laien ein wichtige Rolle. Hier erfüllen sie eine didaktische Funktion (Drewer 2003, 90ff). Sie veranschaulichen abstrakte Sachverhalte, schlagen Brücken zwischen Fach- und Alltagswissen. So wird die Eutrophierung eines Ökosystems Laien etwa als Kippen oder Zusammenbrechen erklärt. Oder der Geschichtslehrer erklärt seinen Schülerinnen und Schülern: «Das Maultier war der Volkswagen der Römer.» Vertiefung: Metaphern erkennen und durchschauen
Hungrig → essen → satt ; durstig → trinken → ??. Das Beispiel zeigt, dass Frames auch Wortlücken aufweisen können. Im Blick auf Frames werden nicht selten lexikalische Lücken erkennbar, die blinde Flecken im Wahrnehmungsfeld schaffen. Beispiele lassen sich auch im Gebiet der Gegensatzwörter aufspüren, jener Wörter, die in Gegensatzpaaren auftreten, wie Raub- und Beutetier. So finden wir in der Sprache über Landschaft Ausdrücke, die indirekt auf komplementäre Sichtweisen verweisen, welche im Wortschatz aber fehlen. Beispiel: Ist Restwassermenge komplementär zu einer Hauptwassermenge? Auf welche Flächen nimmt der Ausdruck Erholungsflächen indirekt Bezug? Auf solche, die Erholung nötig machen?
Ein Grundstück wird bebaut, ein See befischt, ein Bach belebt, eine Strasse begradigt, eine Alp beweidet, ein Vorgarten bepflanzt, eine Wiese bewässert, eine Piste beschneit, eine Kuh besamt, Flächen werden begrünt, Sportplätze bespielt. Warum beschleicht uns, zumindest bei einigen dieser Formulierungen, ein leichtes Unbehagen? Die Beispiele illustrieren, dass sprachliche Perspektivierung auch auf der Ebene des Satzes wirksam ist. So finden wir (vor allem in behördlichen und wissenschaftlichen) Texten über Natur und Landschaft häufig Handlungsverben mit der Vorsilbe be-. Diese sog. Austattungsverben (Ornativa) (Weisgerber 1963, 221) unterwerfen das Zielobjekt menschlichen Handelns in auffälliger Weise dem «Krallengriff« der Akkusativierung (Sternberger et al. 1957, 19). Die grammatische Form entwirft in diesen Verben einen Denkzwang, der den handelnden Menschen (zumindest grammatisch) zum Verfüger über Teile der Natur macht - selbst da, wo er u.U. einen schonenden Umgang mit diesen sucht. Natur wird in diesen Formlierungen ausschliesslich als Objekt menschlicher Massnahmen gedacht.
Sprachgemeinschaften können Personen derselben Muttersprache, Fachleute einer wissenschaftlichen Disziplin oder Personen einer politischen oder beruflichen Ausrichtung umfassen. Im beruflichem Zusammenhang kann man von eigentlichen Sprachzünften sprechen, die sich nach innen durch ihre Fachsprache festigen und zugleich nach aussen gegenüber anderen Zünften abgrenzen. Auffällige Beispiele sind etwa die Jäger- und Förstersprache.
Wörter erlangen durch ihren kommunikativen Gebrauch innerhalb einer Sprachgemeinschaft Gültigkeit und Sinn. Ihr Gebrauch bewahrheitet sie. Weiter sind sie historisch geprägt: Wörter wie Passivrauchen oder Sterbehilfe waren vor wenig mehr als einer Generation noch völlig unbekannt, weil es für die mit ihnen benannten Phänomene damals weder ein Wort gab noch eine Sprachgemeinschaft, die sich für sie interessierte. Ein Blick in aussereuropäische Sprachen und historisch zurückliegende Zeiten macht weiter deutlich, dass der Gegenstand, den wir heute Landschaft nennen, auf ganz unterschiedliche Weisen perspektiviert werden kann (Mark et al., eds. 2011, Brückner 2009, Drexler 2009, Müller 1977). So existierte in der deutschen Sprache bis zur Renaissance kein Ausdruck für das, was wir heute unter «Landschaft» verstehen. Ein Ritter, der im Jahr 1200 von den Zinnen seiner Burg in die umliegenden Hügel und Wälder blickte, nahm höchst wahrscheinlich nicht das wahr, was wir heute unter Landschaft verstehen. Sprachliche Perspektivierungen sind daher unvermeidlich kulturell geprägt.[1] Zu vermuten ist eher, dass er unter dem Begriff «Landschaft» Bewohner einer Gegend oder ein Herrschaftsgebiet verstand (Müller 1977). Schenken wir dem Kulturhistoriker Joachim Ritter Glauben, so entstand das moderne Verständnis von Landschaft am 26. April 1335, als der italienische Maler Petrarca nach seiner Besteigung des Mont Ventoux zum ersten Mal Landschaft im Sinne eines «optisch erfassten schönen Naturausschnitts» beschrieb (Ritter 1963).
Im Jahr 2001 wurde das Bundesamt für Raumplanung als Bundesamt für Raumentwicklung sprachlich neu perspektiviert. Der Ausdruck Raumentwicklung gewinnt durch diese staatliche Anerkennung Autorität und Prestige. Das Beispiel zeigt, dass Machtträger ihre Perspektiven mehr oder weniger erfolgreich gesellschaftlich durchsetzen und zur Norm erheben können. Schulische und universitäre Lehre, Verbreitung in den Medien oder Lobbying, der Gebrauch durch staatliche Organe tragen zu ihrer Multiplikation und Standardisierung bei (Fairclough 2015, 28). Gehen Ausdrücke und Formulierungen in die Rechtssprache ein, so erlangen sie die Autorität, Sachverhalte verbindlich zu klassifizieren und rechtsgültige Entscheidungen zu definieren. Denken wir etwa an die Fläche, die Zone oder die Gebäudekubatur. Behördliche Formulare drücken insofern Macht aus, als sie Anstragstellenden eine bestimmte Perspektivierung von Sachverhalten vorgeben (Fairclough 2015, 216ff). Eine vergleichbare Autorität geniessen auch Benennungen aus der Wissenschaft. Diese gelten zunächst verbindlich innerhalb einer Fachdisziplin. Werden sie etwa durch die Medien in die Öffentlichkeit getragen, können sie ihre Perspektivierungen auch in breiten Bevölkerungskreisen durchsetzen. Man denke etwa an eine populärwissenschaftliche Fernsehserie, die unter dem Titel Netz Natur ein Netzverständnis der Natur popularisiert.
Soll ein Sachverhalt als Atom- oder Kernkraft, als Gentherapie oder Genmanipulation bezeichnet werden? Die Beispiele illustrieren, wie in sprachlichen Perspektivierungen auch Interessen zum Ausdruck gelangen. Dies kann bewusst oder unbewusst geschehen und Anlass zu «semantischen Kämpfen» (Felder 2009, 21) bzw. zu «Deutungskonkurrenzen» geben (Gailing/ Leibenath 2012, 9). Unterschiedliche Interessensträger versuchen ihre Benennung eines Gegenstandes durchzusetzen. Semantische Kämpfe können auch ganze Sprachen miteinbeziehen etwa in der Frage, ob eine elsässische Stadt als Strassburg oder Strasbourg perspektiviert werden soll. Welche Perspektivierungen sich in der Sprachgemeinschaft durchsetzt bzw. dominiert, ist somit auch Ausdruck gesellschaftlicher Benennungsmacht (Warnke 2013, 78ff). Am oben eingeführten Modell lässt sich die Durchsetzungskraft einer sprachlichen Perspektivierung mit der Grösse des entsprechenden Pfeiles darstellen.
Politisch werden Landschaftskonflikte meist auf der Ebene faktischer Ansprüche ausgetragen, die sich an gesetzlichen Vorgaben orientieren. Da diese den komplexen Gegenstand Landschaft in objektivierbaren (meist naturwissenschaftlichen) Perspektiven wie etwa in Zonen- und Flächenansprüchen erfassen, werden andere ungeschützte Perspektivierungen leicht verdrängt. Sachverhalte, die sprachlich nicht vermittelbar sind, gelangen nicht ins Bewusstsein und können sich gesellschaftlich nicht durchsetzen (Wehling 2016, 191). So lässt sich zeigen, wie unterprivilegierte Sichtweisen, bewusst oder unbewusst, in privilegierte Sprachformen umgebogen werden oder ganz zu Erliegen kommen. Ein Beispiel sind die Restwassermengen, die Fischer und Gewässerschützer unterhalb von Stauseen und Wasserfassungen einfordern. Der Ausdruck Restwasser perspektiviert Wasser aus der Sicht der Elektrizitätswirtschaft als nicht ausgebeuteten und damit verloren gegangenen Energieträger. Die naturschützerische Perspektivierung des Wassers als Lebensraum von Tieren gelangt im Wort Restwasser nicht zum Ausdruck. Der semantische Kampf um die Perspektivierung von Wasser ist hier zugunsten der Energiewirtschaft ausgefallen. Und dieser Sieg wird in jedem einzelnen Wortgebrauch (auch von den Verlierern) von neuem bestätigt. Wollten die Naturschützerinnen und Naturschützer ihre Perspektive in Bezug auf das gemeinte Wasser durchsetzen, müssten sie einen Ausdruck finden, der ihren eigenen Interessen entspricht. Lebensraumwasser vielleicht?
Information, Kommunikation, Struktur, System, Projekt, Prozess, Entwicklung, Problem, Partner, Produktion, Lösung, Funktion, Faktor, Strategie, Wachstum, Zentrum, Zukunft. Mit dem Begriff »Plastikwörter” hat der Freiburger Germanist Uwe Pörksen eine Gruppe von Wörtern dingfest gemacht, die heute beinahe alle Lebens- und Wissensgebiete besiedeln (Pörksen 1988). Es geht um etwa zwei Dutzend Wörter, zu denen die oben genannten gehören. Es sind Perspektivierungen, die eine Vorgeschichte in der Sprache der Wissenschaften haben und von dort in die Alltagssprache eingesickert sind. Ihre Herkunft aus der Wissenschaft verleiht ihnen Bedeutsamkeit und Autorität. Wer sie gebraucht, erscheint deshalb leicht als Experte. Plastikwörter sind abstrakt, sie lassen keine sinnlichen Vorstellungen zu. Sie erwecken Bedürfnisse und wirken als Programm. Beispiele: Wachstum, Standortpolitik. Ein Amt für Raum- oder Stadtentwicklung begründet seine Existenz wie von selbst, lässt Widerspruch verstummen. (Was etwa bei einem städtischen oder kantonalen Amt für das Bau-und Planungswesen weniger der Fall wäre.) In ihrer semantischen Vagheit ersetzen Plastikwörter den präzisen Ausdruck. Mit ihnen lässt sich über alles reden, ohne etwas Genaues zu sagen. Beispiel: Die Siedlungsentwicklung ist ein Problem. Wir müssen lösungsorientiert handeln, im Lichte der gegebenen Strukturen und im Rahmen einer Strategie für die Zukunft. In der Linguistik werden Plastikwörter als »Verwissenschaftlichung der Umgangssprache” beschrieben oder als »konnotative Stereotype” behandelt (Pörksen 1988). Ihr Gegengift ist die einkreisende Annäherung an das Gemeinte, der präzise, am Konkreten orientierte schlichte Ausdruck. Und: Inhaltsarm und aus «Plastik» sind diese Wörter nur in ihrem Gebrauch ausserhalb der Wissenschaft. Ist etwa in der Mathematik von Problem und Lösung, in der Ökologie von einem System die Rede, so sind keine Plastikwörter, sondern präzise Fachausdrücke am Werk.
Ein Wort wie Kalbfleischproduktion schiebt eine Glaswand zwischen uns und die Tiere. Die Verwandtschaft der Kälber mit unseren Haustieren und uns selbst wird für unsere Gefühle für das Tier unerreichbar. Warum ist dies so? - Der Ausdruck Kalbfleischproduktion reduziert das Kalb auf sein Fleisch, charakterisiert das Tier als Schlachttier. Er beschränkt das Leben des Kalbs auf den Spezialfall einer Warenerzeugung, indem er das Kalb in eine Reihe mit anderen Industrieprodukten wie Schuhen, Backwaren oder Autos stellt. Für die Nicht-Kalbfleischproduzenten unter uns wirkt der Ausdruck aber nicht nur deshalb kalt, weil er das Kalb als empfindungsfähiges Säugetier aus dem Blick rückt. Mit der Einreihung des Tiers in den Sinnbereich Produktion wird Kalbfleischproduktion auch zum ökonomischen Fachbegriff.
Anders als die Alltags- bzw. Gemeinsprache legen die Wissenschaften die Bedeutungen ihrer Fachbegriffe explizit in Begriffsdefinitionen fest. Termini schaffen so in Fachgemeinschaften genormte Sichtweisen, die sich gegenüber Sichtweisen anderer Fächer abgrenzen (Vgl. lat. terminus = «festgelegter Grenzpunkt, Markstein, Grenzpfosten»). In ihrem Zusammenwirken führen Fachbegriffe zu sinnvollen fachlichen Aussagen. Ausdrücke wie Kalbfleischproduktion, Schlachtgewicht, Fleischqualität, Mastintensität und Produktionslinie stützen und bestärken einander in ihrer fachlichen Geltung.
Fachbegriffe sind Ausdruck von Spezialisierung und damit von gesellschaftlicher Arbeitsteilung. Spezialisierung hat auch erkenntnistheoretische Folgen. Geleitet durch ihre Fachbegriffe, richten einzelne Fächer ihr Interesse auf scharf begrenzte Ausschnitte der Wirklichkeit und sehen von anderen ab. So interessiert sich die Zoologie für die Lebensweise und die Abstammung der Kälber, die Mastwirtschaft hauptsächlich für ihr Fleisch. Im Lichte ihrer Fachinteressen erzeugen beide Fächer ihre eigenen Versionen des Kalbs. Jede verwandelt das Tier in einen eigenen Fachgegenstand. Das ausserfachliche Kalb, dem gegenüber wir etwa mit Mitgefühlen begegnen, gerät dadurch aus dem Blick. Fachbegriffe wirken auch kalt, weil sie ethisch-moralische Wahrnehmungen in Bezug auf den benannten Gegenstand erschweren (Abb. 7).
Diese Unterscheidung von «warmen» und «kalten» Ausdrücken ist auch im Umgang mit Landschaft bedeutsam. Termini der Landschaftswissenschaften sind z.B. Flächenertrag, Agrarprodukt, Landschaftsdienstleistung (Ökonomie), Siedlungsdruck (Soziologie), Landschaftserlebnis (Psychologie) oder Vernetzungsachse, Biotopinventar (Biologie). Alltagsbegriffe aus demselben Bereich sind zum Beispiel Acker, Berg, Feld, Gebiet, Gegend, Gelände, Hügel, Halde, Heimat, Landschaft, Lichtung, Wald, Wiese, Wildnis, etc.
Im Kapitel Brücken schlagen zwischen Alltags- und Fachwissen gehen wir der Frage nach, in welcher Weise diese beiden Worttypen den Gegenstand Landschaft perspektivieren. Weiter fragen wir, wie sich zwischen getrennten Fachperspektiven und der Alltagssicht Brücken schlagen lassen, um eine umfassende, von Gefühl und Verstand getragene Annäherung an Natur und Landschaft zu erreichen.
Amt für Raumplanung, Frauenfeld (2006). Thurgau – Nur grün? Landschaft verstehen und entwickeln. Kürzel: ARP TG (2006).
Backhaus, Norman, Claude Reichler, Matthias Stremlow (2007). Alpenlandschaften – von der Vorstellung zur Handlung. Thematische Synthese zum Forschungsschwerpunkt I «Prozesse der Wahrnehmung». Zürich: vdf Hochschulverlag.
BAFU (2012). Landschaftsstrategie BAFU. Bern. www. landschaftsstrategie_BAFU_aktualisiert_Dez2012.pdf (März 2014).
Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton Basel-Landschaft, Tiefbauamt (2013). HPL Aktuell 10 (Informationsblatt für die Öffentlichkeit zum Bau einer Schnellstrasse).
Bendel Larcher, Sylvia (2015). Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Narr.
Bertiller, R., Ch. Schick, J. Jaeger (2007). Landschaftszerschneidung Schweiz. Zerschneidungsanalyse 1885-2002 und Folgerungen für Verkehrs- und Raumplanung. Bundesamt für Verkehr.
Blumenberg, Hans (1960). Paradigmen zu einer Metaphorologie. In Anselm Haverkamp (Hrsg.) (1996). Theorie der Metapher. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 285-315.
Boyd, Richard (1993). Metaphor and Theory Change: What ist ‚metaphor’ a metaphor for? In: Andrew Ortony (ed.), Metaphor and Thought. Cambridge: Cambridge University Press. 481-532.
Brückner, Dominik (2009). Bemerkungen zum semantischen Wandel von ‚Landschaft’ seit dem 18. Jahrhundert. In: Kirchhoff/ Trepl (Hrsg.) 69-86.
Bungarten, Theo (1989). Sprachliche ‚Entfremdung’ in der Wissenschaft. In: ders. Hrsg. Wissenschaftssprache und Gesellschaft. Aspekte der wissenschaftlichen Kommunikation und des Wissenstransfers in der heutigen Zeit. Tostedt: Attikon. 22-43.
Cruse, Alan et al. (2002-2005). Lexicology. Bd. 1. Ein internationales Handbuch zur Natur und Struktur von Wörtern und Wortschätzen. Berlin: de Gruyter.
Debatin, Bernhard (1996). Die Modellfunktion der Metapher und das Problem der ‚Metaphernkontrolle’. In: Schneider, Hans Julius (Hrsg.) Metapher, Kognition, Künstliche Intelligenz. München: Fink. 83-104.
Detten, Roderich von (2001). Waldbau im Bilderwald. Zur Bedeutung des metaphorischen Sprachgebrauchs für das forstliche Handeln. Freiburg: Schriften aus dem Institut für Forstökonomie der Universität Freiburg.
Di Giulio, Manuela, Rolf Holderegger, Marion Bernhardt, Silvia Tobias (2008). Zerschneidung der Landschaft in dicht besiedelten Gebieten. Eine Literaturstudie zu den Wirkungen auf Natur und Mensch und Lösungsansätze für die Praxis. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt.
Drewer, Petra (2003). Die kognitive Metapher als Werkzeug des Denkens: zur Rolle der Analogie bei der Gewinnung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Tübingen: Narr.
Drexler, Dora (2009). Kulturelle Differenzen der Landschaftswahrnehmung in England, Frankreich, Deutschland und Ungarn. In: Kirchhof/Trepl. 119-136
Egner, Heike (2010). Theoretische Geographie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Ewald, Klaus C. / Gregor Klaus (2009). Die ausgewechselte Landschaft. Vom Umgang der Schweiz mit ihrer wichtigsten natürlichen Ressource. Bern: Haupt.
Fairclough, Norman (2015). Language and Power. 3rd edition 1989. London and New York: Routledge.
Felder, Ekkehard (2009). Sprache – das Tor zur Welt? Perspektiven und Tendenzen in sprachlichen Äusserungen. In: Felder, Ekkehard, (Hrsg.) Sprache. Heidelberger Jahrbücher 53. Berlin/ Heidelberg: Springer. 13-57.
Felder, Ekkehard (2013). Faktizitätsherstellung mittels handlungsleitender Konzepte und agonaler Zentren. In: Felder Ekkehard (Hrsg.) Faktizitätsherstellng in Diskursen. Berlin/ New York: De Gruyter. 13-28.
Fill Alwin (1993). Einführung in die Ökolinguistik. Eine Einführung. Tübingen: Narr.
Fill, Alwin, Hrsg. (1996). Sprachökologie und Ökolinguistik. Tübingen: Stauffenburg.
Fleck, Ludwik (1980). Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Frankfurt: Suhrkamp.
Foucault, Michel (1978). Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Berlin: Merve.
Gailing, Ludger, Markus Leibenath (2012). Von der Schwierigkeit, «Landschaft» oder «Kulturlandschaft» allgemeingültig zu definieren. In: Raumforschung und Raumordnung 70.95-106. Berlin, Heidelberg: Springer
Gardt, Alexander (2013). Textanalyse als Basis der Diskursanalyse. In Felder (Hrsg.) Faktizitätsherstellung in Diskursen. 29-55.
Gloy, Klaus (1998). Sprachnormen und die Isolierung und Integration von Fachsprachen. In: Hoffmann, Kalverkämper, Wiegand Hrsg. S. 93-99.
Habscheid, Stephan, Nadine Reuter (2013). Performatisierung und Verräumlichung von Diskursen. Zur soziomateriellen Herstellung von ‚Sicherheit’ an öffentlichen Räumen. In: Felder (Hrsg.) Faktizitätsherstellung in Diskursen. 127-145.
Hermanns, Fritz (1994). Schlüssel-, Schlag- und Fahnenwörter. Zur Begrifflichkeit und Theorie der lexikalischen «politischen Semantik». Institut für deutsche Sprache: Mannheim
Hersberger, Anna M., Dominik Langhammer, Thomas Dalang (2010). Die möblierte Landschaft: Bänke, Schilder, Robidogs und weiteres mehr in der periurbanen Alltagslandschaft. Forum für Wissen 25-32. Birmensdorf: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
Herzog, Walter (1983). Plädoyer für Metaphern. In: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik 59. S. 299-332.
Hoffmann, Lothar; Kalverkämper, Hartwig; Wiegand, Herbert Ernst, Hrsg. (1998). Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Berlin, New York: De Gruyter.
Hotz, Stefan (2011). Vielfalt erzeugt Gegensätze. Neue Zürcher Zeitung. 22.10.11.
Ipsen, Detlev (2006). Ort und Landschaft. Wiesbaden: Springer.
Kirchhoff, Thomas; Ludwig Trepl (Hrsg.) (2009). Vieldeutige Natur. Landschaft, Wildnis du Ökosystem als kulturgeschichtliche Phänomene. Transcript: Bielefeld.
Köller, Wilhelm (2004). Perspektivität und Sprache. Zur Struktur von Objektivierungsformen in Bildern, im Denken und in der Sprache. Berlin/New York: de Gruyter.
Kretzenbacher, Heinz L.; Harald Weinrich. Hrsg. (1995). Linguistik der Wissenschaftssprache. Berlin, New York: Walter de Gruyter.
Kühne, Olaf (2013). Landschaftstheorie und Landschaftspraxis. Eine Einführung aus sozialkonstruktivistischer Perspektive. Wiesbaden: Springer.
Lakoff, George and Mark Johnson (1980). Metaphors we live by. Chicago and London: University of Chicago Press.
Mark, David M., Andrew G. Turk, Nicolas Burenhult, Davis Stea (2011). Landscape in Language. Transdisciplinary Perspectives. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins Publishing Company.
Müller, Gunter (1977). Zur Geschichte des Wortes Landschaft. In: Hartlieb von Wallthor, Alfred; Heinz Quirin (Hrsg.) Landschaft als interdisziplinäres Forschungsproblem. Aschendorfer Verlagsbuchhandlung: Münster. 4 - 13.
Newton, Isaac (1934). The mathematical principles of natural philosophy (1729). In: Ed. Florian Cajori. Berkeley: University of California Press.
Pörksen, Uwe (1988). Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur. Stuttgart: Klett-Cotta.
Pörksen, Uwe (1994) «Das egoistische Gen». Goethes Warnung vor der Sphärenvermengung, Darwins Skepsis und die Metaphorik der heutigen Biologie. In: Ders. Wissenschaftssprache und Sprachkritik. Tübingen. Narr. 131-147.
Porzig, Walter (1934). Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen. In: Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. 58, 70-97.
Ritter, Joachim (1963). Landschaft als Funktion des Ästhetischen in der modernen Gesellschaft. Münster: Aschendorff. 7-60.
Schiewer, Gesine Leonore (2013). Discourse in the City. Diskursanalytische Implikationen sozialer Innovationsparadigmen am Beispiel des Urbanismus. In: Meinhof, Ulrike Hanna; Martin Reisigl; Ingo H. Warnke (Hrsg). Diskurslinguistik im Spannungsfeld von Deskription und Kritik. Akademie Verlag: Berlin. 203- 220.
Schubarth, Christian, Marius Schaffter et al. (2009). Geografische Objekte in der Kontroverse: Wie Stadt das Ende von Stadt überlebt. NFP 54. http://www.nfp54.ch/files/nxt_projects_80/27_01_2010_08_27_01-A3_Schubarth_al_2009_GeografischeObjekte.pdf
Sieverts, Thomas (1999). Zwischenstadt: Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Birkhäuser: Basel, Berlin, Boston.
SIGMAPLAN/METRON/METEOTEST (2001): Landschaft unter Druck. 2. Fortschreibung 1984–1995. Bundesamt für Raumentwicklung/Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.) Bern
Simmen, Helen; Felix Walter (2007). Landschaft gemeinsam gestalten - Möglichkeiten und Grenzen der Partizipation Synthesebericht NFP 48. Zielfindung und Gestaltung. vdf Hochschulverlag: Zürich.
Spitzmüller, J. , I, Warnke (2011). Diskurslinguistik: eine Einführung in Theorien und Methoden der transtextuellen Sprachanalyse Berlin/New York: de Gruyter.
Sternberger, Dolf; Gerhard Storz; Wilhelm E. Süskind (1957). Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Hamburg: Claassen.
Strub, Christian (1991). Kalkulierte Absurditäten. Versuch einer historisch reflektierten sprachanalytischen Metaphorologie. Freiburg: Alber.
TAK (Tripartite Agglomerationskonferenz 2014). Das 3x3 der nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Bern: TAK.
Warnke, Ingo H. (2013). Diskurslinguistik und die ‚wirklich gesagten Dinge’ – Konzepte, Bezüge und Empirie der transtextuellen Sprachanalyse. In: Felder, Ekkehard (Hrsg). Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen. Berlin/Boston: de Gruyter. 75-98.
Wehling, Elisabeth (2016). Poltitisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Köln: Halem.
Weichhart, Peter (2008). Entwicklungslinien der Sozialgeographie. Von Hans Bobeck bis Benno Werlen. Stuttgart: Steiner.
Weisgerber, Leo (1963). Die vier Stufen in der Erforschung der Sprachen. Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann.
Wissen, Hayek, Ulrike; Adrienne Grêt-Regamey (2010). Virtuelle Landschaften zur partizipativen Planung der Landschaftsentwicklung - Einsatz und Nutzen von 3D Landschaftsvisualisierungen in Planungsworkshops. Forum Wissen 59-66.
Wojtkiewicz, Wera, Stefan Heiland (2012). Landschaftsverständnisse in der Landschaftsplanung. Eine semantische Analyse der Verwendung des Wortes «Landschaft» in kommunalen Landschaftsplänen. Raumforschung und Raumplanung 70:133-145.
Wolf, Gerhart (1982). Metaphorischer Sprachgebrauch. Arbeitstexte für den Unterricht. Stuttgart: Reclam.
Ziem, Alexander (2008). Frames und sprachliches Wissen. Kognitive Aspekte der semantischen Kompetenz. Berlin, New York: de Gruyter.